Vor meiner Selbstständigkeit habe ich vier Jahre lang als Maschinenbau-Ingenieur gearbeitet. In weltweit erfolgreichen Unternehmen. Die Arbeitsatmosphäre und die Kollegen waren super. Und ich hatte ein sehr gutes Jahreseinkommen.
Ich empfehle allen Azubis und Studenten, erst einmal Ihre Ausbildung und das Studium zu beenden und bestenfalls im gelernten Gebiet in den Beruf einzusteigen. Warum?
Weil die Selbständigkeit bestimmte Kompetenzen und eine gewisse Reife voraussetzt. Zudem, ganz wichtig, braucht Ihr eine gute Geldquelle. All das könnt Ihr am besten durch den Einstieg in einen festen Beruf erreichen. Glaubt ja nicht daran, dass viel Geld ausreicht, euch auf den Weg zu machen…
Zwischen Mut und Übermut verläuft ein sehr schmaler Grat. Ob eine Entscheidung visionär ist oder einfach nur schwachsinnig, kann erst Beurteilt werden, nachdem die Tat vollbracht ist. Wenn Ihr also nicht am Ende des Weges die Entscheidung bereuen wollt, dann lernt Durchhaltevermögen und die Kontrolle der Sturheit und Besessenheit in einem sicheren Berufsumfeld, statt in eurer Selbständigkeit. Vielleicht entscheidet Ihr euch am Ende des Tages auch dazu im Unternehmen zu bleiben, statt euch selbstständig zu machen. Nicht jeder kann und sollte sich selbstständig machen. Das erwähne ich immer öfter und das hat auch seine Gründe. Aber mehr hierzu in anderen Blog-Artikeln.
Meine Entscheidung, mich von meiner 42-wochenstündigen Festeinstellung in der Entwicklungsabteilung zu verabschieden begann damit, dass ich mich etwas unterfordert gefühlt habe. Zudem kam noch hinzu, dass wir mit meiner Frau zusammen das Gewerbe angemeldet hatten. Wie es dazu kam, könnt Ihr euch hier in Erinnerung rufen. Ich arbeitete mittlerweile gefühlt 25 Stunden am Tag. Die Zeit die ich mit dem Aufbau meiner eigenen Firma verbrachte, erfüllte mich so sehr, dass ich nicht einmal bemerkte welche gesundheitlichen Probleme mir das jahrelange Arbeiten bis nachts 4:00 Uhr zubereitete.
Die Unzufriedenheit in meinem festen Job wuchs von Tag zu Tag. Jetzt wo ich zurück denke, kann ich es auch besser verstehen. Ist ja logisch, dass der Körper sich nach jahrelanger Folter beginnt zu wehren. Ich fing an tagsüber auf dem Schreibtisch einzunicken. An Aufgaben, für die ich normalerweise ein paar Minuten brauchte, saß ich mittlerweile mehrere Stunden. Auch mein Verhalten gegenüber den Kollegen änderte sich. Ich merkte, wie ich zu einem asozialen Wesen heranwuchs. Es störte mich nicht das Geringste, dass ich meine Aufgaben nicht zu Ende brachte, und nicht in der Frist erledigte. Die Kollegen merkten kaum einen Unterschied. Ich bekam weiterhin einen Lob und Gehaltserhöhungen bei Jahresgesprächen.
Aber irgendwann war es nicht mehr zu übersehen. Ein plötzlicher kreisrunder Haarausfall am Kopf. Von einem Tag auf den anderen hatte ich kahle Flecken auf dem Kopf. Es kam Sodbrennen hinzu. Ich musste Schmunzeln, als mein Arzt bei der ersten Untersuchung mir sagte: „Du hast ganz andere Probleme, als die man hier sieht.“ Als ich Ihm erzählte, wie mein Tagesablauf aussieht, gab er mir die entscheidende Motivation, mich aus meinem festen Job zu verabschieden. Er sagte: „Das Leben ist zu kurz für sowas!“